Burgfeste Altena: Ein Ausflug in die Vergangenheit
Ein Highlight für Ritter- und Burgenromantiker – aber gilt das auch für Familien und Touristen?
In malerischer Lage, hoch über der alten Drahtzieherstadt Altena an der Lenne, thront die Höhenburg aus dem 12. Jahrhundert. Mit Sicherheit ist sie mit einer der schönsten ihrer Art. Fast 900 Jahre ereignisreiche Geschichte veränderte die Wehranlage mehrmals grundlegend. Die Burg Altena war das historische Zentrum der Grafschaft Mark und ist heute noch kultureller Mittelpunkt des märkischen Sauerlandes.
In den Jahren 1906 bis 1915 wurde sie umfassend renoviert und erhielt ihr heutiges Aussehen. Der prächtige Wehrbau lässt das Herz jedes Ritter- und Burgenromantikers höher schlagen. Aber was hat die Burg neben ihrer Architektur für den „normalen Touri“ oder Besucher, insbesondere mit Kindern und Familie, sonst noch zu bieten? Zahlt sich ein Besuch aus?
Kein Burgmuseum, sondern Museum in einer Burg
Wer ein klassisches „verstaubtes“ Burgmuseum mit aneinander aufgereihten Sammelstücken erwartet, wird in Altena nicht fündig. Und das ist gut so. Die aktuelle Dauerausstellung öffnete im Juni 2000, anlässlich des 125jährigen Museumsjubiläums, ihre Türen. Diese ersetzte das bis dahin bestehende Sammelsurium von acht Museen und Sammlungen auf der Burg. Übrig blieben nur noch das Museum der Grafschaft Mark und das Museum Weltjugendherberge, die heute Besucher in ihren Bann ziehen.
Museum Grafschaft Mark
Im Fokus des Museums Grafschaft Mark steht nicht nur die Geschichte der Burg Altena, sondern die des gesamten märkischen Sauerlandes. Dieser Spagat bzw. diese Symbiose zwischen Burggeschichte und regionalgeschichtliches Museum ist hervorragend gelungen. Der Museumsrundgang beginnt im Kommandantenhaus der Burg Altena mit dem Thema „Märkisches Gestein“. Die Ausstellungseinheit „Kerker und Ketten“ im Kellergeschoss des Kapellengebäudes schließt den Besuch ab. Dazwischen erfahren Besucher in zahlreichen weiteren Ausstellungsbereichen mehr über die Geschichte der Burg, den Adel oder etwa das mittelalterliche Leben im Luxus.
Der Bereich „In aller Munde“, der aus unserer Sicht als besonders gelungen hervorzuheben ist, werden 26 ausgewählte Redewendungen aus dem Mittelalter, die heute noch gebräuchlich sind, mit passenden Exponaten erläutert. Kennen Sie etwa den Hintergrund der Redewendungen „Türmen gehen“, „Über die Wupper gehen“ oder „Einen Zacken zulegen“? Visuell beeindruckend dargestellt bekommt der Besucher all diese und weitere Begriffe erläutert. Dieser Bereich sollte ein Muss für jeden Besucher sein.
Weitere interessante und modern gestaltete Ausstellungsbereiche widmen sich regionalhistorischen Themen, wie beispielsweise den Folgen der Industrialisierung für Mensch und Umwelt oder der „Weltklasse aus dem Sauerland“. Besucher erfahren dort mehr über die im Märkischen Kreis ansässigen Unternehmen, die teils zu den weltweit führenden ihrer Branche gehören.
Der Raum „Abgründe“ beschäftigt sich mit den nationalsozialistischen Verbrechen, die während des Zweiten Weltkrieges im märkischen Sauerland verübt wurden. Sechs stelenartige Vitrinen thematisieren vor allem die Deportation der Juden, das Kriegsgefangenenlager Stalag VI A in Hemer und die Zwangsarbeit in der Industrie.
Die einzelnen Ausstellungskonzepte sind gut miteinander „verzahnt“, so dass der Besucher trotz der vielschichtigen Themen immer den roten Faden behält. Dies auch durch die klare thematische und farbliche Abgrenzung aller Räume. Die Ausstellungsstücke werden, insbesondere durch eine gezielte Lichtführung, gelungen in Szene gesetzt. Kurze, prägnante Beschreibungen erläutern allgemeinverständlich – auch für Kinder – die geschichtlichen Hintergründe. Das Burgmuseum ist gut und übersichtlich gestaltet. Folgt man dem gut ausgeschilderten Rundweg, hat man zum Schluss alles gesehen.
Ausstellung Weltjugendherberge auf Burg Altena
Als weitere Besonderheit kann auf der Burg Altena die noch im Originalzustand erhaltene gebliebene, erste ständige Jugendherberge der Welt besichtigt werden. Diese wurde 1914 von Richard Schirrmann eingerichtet. Bis 1958 war sie in Betrieb und wurde gelegentlich noch bis 1965 als Notunterkunft genutzt. Im „Großen Aufenthaltsraum“ kochte und aß man und saß in großer Runde zusammen. Die Einrichtung sollte an eine „Wohnküche im Stil eines alten westfälischen Bauernhauses“ oder an eine „Bauerndeele“ erinnern. Im Winter stand der Raum auch ortsansässigen Jugendlichen als Jugendheim zur Verfügung.
Der Jugendschlafsaal ist in der Originaleinrichtung von 1914 erhalten. In dem Raum befinden sich 35 Betten aus Eichenholz. Die Schmalseite konnte durch Aufklappen verlängert werden. Besucher erleben den damaligen Zeitgeist und fühlen sich zurückversetzt in vergangene Zeiten. Heute kaum vorstellbar, in welchen beengten Verhältnissen und Bedingungen die Unterbringung erfolgte; mit dem Luxus heutiger Jugendherbergen kaum vergleichbar.
Multimedia-Guide Burg Altena
Für Besucher der Burg-Museen steht ein besonderer Multimedia-Guide zur Verfügung, der auf Deutsch, Englisch oder Niederländisch durch die Dauerausstellung leitet. Dieser bietet eine neue Dimension des Erlebens. Filmszenen, Computeranimationen und Toneinspielungen erweitern das Informationsangebot auf unterhaltsame und lehrreiche Art. Dank WLAN-Ortung und einfacher Menüführung sind die Geräte kinderleicht zu bedienen. Die Geräte sind am Kassenhäuschen im Durchgang zwischen dem unterem und oberem Burghof gegen eine Gebühr von 2,50 € ausleihbar.
Erlebnisaufzug ermöglicht barrierefreien Zutritt in den Burghof
Seit dem Frühjahr 2014 kann man mit dem neuen Erlebnisaufzug barrierefrei von der Talsohle der Stadt Altena bis in den oberen Burghof gelangen. Der Aufzug erleichtert Besuchern den Zugang zur 80 Meter oberhalb der Innenstadt liegenden Burg. Er bietet mit dem Gang durch den 90 m langen Erlebnisstollen ein einzigartiges Erlebnis: Südwestfälische Sagen werden mittels moderner Museumstechnik erlebbar gemacht.
Figuren aus der Geschichte erscheinen über Wandprojektionen lebendig, und verschiedene Effekte verschaffen Gästen den Eindruck, Elemente der Sagen hautnah mitzuerleben. Wenn sich die Aufzugstür im Burghof öffnet, wird die Reise auf der Burg fortgesetzt.
Kombikarte für Burg, Aufzug und Drahtmuseum
Ein Besuch der Museen Burg Altena und des Deutschen Drahtmuseums einschließlich eines dazwischen liegenden Aufenthaltes in der Burggastronomie verspricht etwa drei bis vier kurzweilige Stunden. Besonders günstig ist der Besuch mit der Kombikarte, die die Fahrt mit dem Erlebnisaufzug und den Besuch der Museen Burg Altena und des Deutschen Drahtmuseums beinhaltet.
Öffnungszeiten Burg und Museen Altena
Montag geschlossen
Dienstag 09:30 – 17:00
Mittwoch 09:30 – 17:00
Donnerstag 09:30 – 17:00
Freitag 09:30 – 17:00
Samstag 11:00 – 18:00
Sonntag 11:00 – 18:00
Adresse Museen Burg Altena
Fritz-Thomee-Straße 80
58762 Altena
Telefon 02352-966-7034
Fax 02352-25316
museen@maerkischer-kreis.de
Exkurs Drahtmuseum Altena
Das Drahtmuseum befindet sich etwa 300 m hangabwärts der Burg. Der Eintritt kann zusammen mit den Burg-Museen im günstigen Kombi-Ticket gebucht werden. In der 1999 umgestalteten Ausstellung erfahren Besucher, wie universell Draht Verwendung findet. Vom Drahtseil einer modernen Hängebrücke über die Kugel im Radlager, das Heizelement im elektrischen Bügeleisen, das kilometerlange Überseekabel bis hin zur Klammer am Teebeutel – Draht, wohin man schaut.
Oft bleibt er für das bloße Auge unsichtbar, z. B. als hauchdünner Metallfaden, eingesetzt in der Elektronik, Medizin-, Filter- und Drucktechnik. Der so unscheinbar wirkende Werkstoff hatte immer eine Schlüsselfunktion für den technischen Fortschritt. Höhepunkt des Erdgeschosses ist eine voll funktionsfähige industrielle Drahtzieherei mit Ziehmaschinen aus den Jahren 1920 bis 1952.
In dem mit rot gefiltertem Tageslicht dramatisierten Raum Arbeit und Handel ragen aus einem schneckenförmigem Podest mit Objekten bestückte, gezielt beleuchtete Stelen heraus. Sie werfen Schlaglichter auf die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Drahtherstellung im 19. und 20. Jahrhundert.
Große, zu Podesten und Vitrinen umgebaute Kabeltrommeln bestimmen den Raumeindruck der Abteilung Elektrizität und Kommunikation. Das Tageslicht ist in Anlehnung an die Kupferlitzen von Kabeln kupferfarben gefiltert. Den zahlreichen originalen Exponaten sind auch in diesem Raum viele interaktive Experimentierstationen gegenübergestellt. Ein Besuch des Drahtmuseums rundet die Erlebnis-Tour ab und gibt weitere Einblicke in die regionale Wirtschaftsgeschichte.
Fazit: Museen- und Burgbesuch Altena
Egal ob mit Kindern, mit der Familie, allein oder in einer Gruppe: Ein Besuch der Burg Altena lohnt sich immer. Abwechslungsreich, unterhaltsam und kurzweilig. Auch für das leibliche Wohl der Besucher ist gesorgt. So können sich Besucher in der Burgschänke stärken. Zudem laden in der näheren Umgebung weitere Restaurants mit bodenständiger Küche zum Verweilen ein.
Beim Besuch sollte man darauf achten, dass im Umfeld der Burg keine Parkplätze zur Verfügung stehen. Fahrzeuge sollten auf dem Zentralparkplatz, etwa 800 m von der Burg, abgestellt werden. Von dort geht es dann zu Fuß bergauf zur Burg. Ebenso gibt es einen Bustransfer zur Burgfeste.