Auf den Spuren der Industriekultur
Das Hüttenmuseum Thale ist kein gewöhnliches Museum – es ist ein lebendiges Zeugnis der industriellen Revolution, das die beeindruckende Geschichte des Eisen- und Hüttenwerks Thale in all ihren Facetten erzählt. Von den bescheidenen Anfängen im 17. Jahrhundert bis hin zu den imposanten Industrieanlagen des 20. Jahrhunderts – hier wird die Welt der Eisenverhüttung und -verarbeitung lebendig. Ein Besuch bietet die einmalige Gelegenheit, die bedeutende Rolle Thales in der deutschen Industriegeschichte zu entdecken und hautnah zu erleben, wie sich die Region im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat.
Eintauchen in die faszinierende Welt des Hüttenmuseums Thale
Das Hüttenmuseum Thale ist weit mehr als ein Ort der Erinnerung – es ist eine Reise durch die bewegte Geschichte des Eisen- und Hüttenwerks Thale. Am Eingang des majestätischen Bodetals, nur einen Steinwurf vom Hauptbahnhof entfernt, steht das Hüttenmuseum Thale. 1986 öffnete es in der ehemaligen Residenz des Hüttenbesitzers Johann Karl Benninghaus an der Walter-Rathenau-Straße 1 erstmals seine Türen, um das 300-jährige Bestehen des Eisen- und Hüttenwerkes (EHW) Thale zu feiern.
Die turbulenten Jahre 1990/91 drohten, das Museum zu verschlingen, doch dank des leidenschaftlichen Einsatzes des Thalenser Kulturkreises konnte es im Juli 1991 unter der Schirmherrschaft der Gesellschaft für Arbeitsförderung Thale mbH wiedereröffnet werden. Am 20. März 1996 formierte sich der Verein der Freunde und Förderer des Hüttenmuseums Thale e.V., der sich der Bewahrung und Weiterentwicklung des Museums verschrieb. Schließlich übernahm der Verein am 1. Juli 1998 die Trägerschaft.
Eine lebendige Erzählung der regionalen Wirtschaftsgeschichte
Das Hüttenmuseum Thale lässt die beeindruckende Entwicklung der Eisenverhüttung und -verarbeitung in der Region lebendig werden. Von den Anfängen im Jahr 1686 bis zu den industriellen Großbetrieben des 20. Jahrhunderts – hier wird Geschichte greifbar. Modelle und Produkte – von Stahl und Blech bis zu Emailtöpfen und gesinterten Zahnrädern – erzählen die faszinierende Geschichte. Besonders beeindruckend ist die Darstellung der Herstellung der ersten schmiedeeisernen Wagenachse Deutschlands im Jahr 1831 in Thale.
Ein weiteres Highlight ist die Darstellung der Umweltgeschichte. Seit 1995 wird gezeigt, wie das wachsende Eisenhüttenwerk die Umwelt belastete. Im Jahr 2000 wurde ein Abschnitt hinzugefügt, der die Beseitigung von Industriealtlasten nach der Wende behandelt.
Interaktive Modelle und sinnliche Erlebnisse laden die Besucher zum Mitmachen ein und machen den Besuch zu einem unvergesslichen Abenteuer.
Die glanzvolle Vergangenheit des Eisen- und Hüttenwerkes Thale
Die Geschichte des Eisen- und Hüttenwerkes beginnt 1835 mit Johann Karl Benninghaus, der das erste Geschirremaillierwerk Europas errichtete. Bis 1910 produzierte es zehn Prozent des weltweiten Emailgeschirrs. Die emaillierten Erzeugnisse, die unter dem Markennamen Löwen-Email vertrieben wurden, erlangten weltweiten Ruhm.
Im Jahr 1900 begann die Produktion eines Großschweißwerks, das Bleche aus dem eigenen Walzwerk verarbeitete. Während des Ersten Weltkriegs stellte das Werk Rüstungsmaterialien her, darunter Brustpanzer und Torpedohüllen. 1915 verließ der erste deutsche Stahlhelm das Werk in Thale, und bis Kriegsende wurden über 2,5 Millionen Helme produziert.
Nach dem Ersten Weltkrieg konzentrierte sich das Werk auf die Produktion emaillierter Großbehälter für die Getränkeindustrie. In den 1930er Jahren wurde das Unternehmen arisiert, und Albert Ottenheimer, ein jüdischer Unternehmer, musste seine Anteile unter Druck verkaufen.
Rüstungsproduktion und Nachkriegszeit
Während des Zweiten Weltkriegs dominierte erneut die Rüstungsproduktion, mit Fliegertanks, Seeminen und Bojen. Nach dem Krieg blieb das Werk unzerstört und kam unter sowjetische Verwaltung. Von 1954 bis 1990 war das Eisenhüttenwerk ein volkseigener Betrieb.
Das Eisenhüttenwerk Thale und die Stadt Thale blieben im Zweiten Weltkrieg unversehrt und spielten daher eine bedeutende Rolle beim Wiederaufbau in der sowjetischen Besatzungszone. Nach der Wende stand der VEB Eisen- und Hüttenwerke Thale vor dem Aus. Am 28. Mai 1990 wurde aus dem VEB Eisenhüttenwerke Thale die Eisenhüttenwerk Thale AG mit dem Unternehmensbereich Behälter-, Apparate- und Anlagenbau. Die Produktion ging stark zurück, weil die Mehrheit der Kunden aus dem RGW-Bereich nicht in freier Währung bezahlen konnte. Der jahrzehntelange Investitionsstau und die zu niedrige Produktivität führten dazu, dass die Treuhandanstalt, unter deren Verwaltung das EHW stand, keinen Investor für das Werk fand.
Um das Unternehmen zu retten, kauften Ernst Albrecht, der damals Vorsitzender des Aufsichtsrates der EHW Thale AG war, und der Bremer Kaufmann Hans Henry Lamotte das Unternehmen. Für den symbolischen Kaufpreis von einer DM wurde das Unternehmen zum 1. Januar 1993 privatisiert. Beide Käufer verpflichteten sich, keine eigenen Erträge aus dem Unternehmen zu ziehen und auch von einem künftigen Verkaufspreis nicht zu profitieren. Im Verlauf der 1990er Jahre vollzog sich ein starker Wandel im Behälter- und Apparatebau. Im April 1997 verkaufte Ernst Albrecht die Aktien der verbliebenen Unternehmensbereiche der EHW Thale AG an die Schunk Group.
Von 2006 bis 2007 wurden die nicht mehr benötigten Gebäude des alten Stanz- und Emaillierwerkes, das alte Schalthaus und die Halle 7 abgerissen und diese Flächen abgegeben. Als der Unternehmensbereich 2007 keine roten Zahlen mehr verzeichnete, verkaufte die Schunk GmbH ihn an drei Privatinvestoren, die das Unternehmen THALETEC gründeten.
Öffnungszeiten Hüttenmuseum Thale
Das Hüttenmuseum hat von April bis Oktober jeden Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Von November bis März ist es jeden Mittwoch bis Sonntag von 11:00 bis 16:00 Uhr zugänglich. Einlassschluss ist jeweils 30 Minuten vor Schließung des Museums.
Anschrift und Kontakt Hüttenmuseum Thale
06502 Thale
Telefon: 03947-778572
Mail: huettenmuseum-thale@t-online.de
Webseite Hüttenmuseum Thale im Harz
Quelle: Redaktion, überarbeitet am 20.07.2024
Bilder: redaktion, soweit nicht anders angegeben