(hoga-presse) Slow Food Deutschland verlieh heute auf dem Markt des guten Geschmacks, der Slow Food Messe in Stuttgart, den Ursula Hudson Preis. Preisträger 2024 ist die Kulturland Genossenschaft, die sich für eine gemeinschaftliche Finanzierung von Landkäufen einsetzt, damit ein faires „Beackern“ von Boden Zukunft hat. Sie ermöglicht es, Familienbetriebe zu erhalten und ebnet nachhaltigen Gründer*innen den Weg. Ein Engagement, das aus Slow-Food-Sicht nicht zuletzt aufgrund aktueller Entwicklungen hinsichtlich Bodenspekulation und daraus folgender starker Preissteigerungen ein wichtiges Gegengewicht bildet.
Der von Slow Food Deutschland (SFD) 2021 initiierte Bildungspreis ist nach der lang-jährigen SFD-Vorsitzenden Ursula Hudson benannt, die 2020 verstarb. Ein unabhängiges Kuratorium wählte aus den eingegangenen Bewerbungen vier Nominierte aus, die heute auf der Slow Food Messe in Stuttgart vorgestellt wurden.
Kulturland Genossenschaft unterstützt gemeinschaftliche Finanzierung von Landkäufen
Preisträger ist die Kulturland Genossenschaft, welche bei der gemeinschaftlichen Finanzierung von Landkäufen unterstützt. Der Zugang zu Boden wird zunehmend eingeschränkt, da immer mehr außerlandwirtschaftliche Investorinnen und große Landbetriebe Ackerland kaufen, was zu einer Verdreifachung der Preise in den letzten Jahren geführt hat. Für viele wird der Bodenerwerb damit unerschwinglich. Über eine gemeinschaftliche Finanzierung wie die der Genossenschaft bietet sich die Chance, auch Familienbetrieben und nachhaltigen Gründerinnen den Landerwerb zu ermöglichen. Die Ernährungswende muss auf den Äckern stattfinden, wenn diese aber nicht mehr zugänglich sind, wird es problematisch.
Das unterstreicht auch Tanja Busse, Leiterin des Kuratoriums, bei der Preisverleihung: „Durch die Landkäufe erleben wir in manchen Gegenden geradezu eine Refeudalisierung des Landes. Die Frage, wem das Land gehört und wer es wie bewirtschaftet und wie viele Menschen dabei mitgestalten, das alles hat eine riesige Bedeutung für die Lebendigkeit der ländlichen Räume. Und damit letztlich auch für die Demokratie. Wir danken der Kulturland Genossenschaft für ihren wegweisenden Einsatz.“
Aus Sicht der SFD-Vorsitzenden Nina Wolff gebührt darüber hinaus allen Nominierten Anerkennung: „Die besonderen Herausforderungen unserer Zeit fordern immer wieder kreative und umsichtige Lösungen, welche nicht selten fast unmöglich erscheinen. Die Nominierten erzählen Geschichten, wie es gelingen kann – stellvertretend für viele andere Menschen, die die Ernährungswende vorantreiben. Nicht zuletzt genau diese Anstrengungen zeigen uns, dass positive Veränderungen möglich sind!“.
Auszeichnung für Initiativen der Ernährungswende
Der Ursula Hudson Preis ist mit 1.500 EUR dotiert und zeichnet Initiativen der Ernährungswende aus. Neben der Kulturland Genossenschaft waren drei weitere Projekte nominiert. Einerseits das Projekt „Bio für Kinder“ in und rund um München, das durch Ernährungsbildung in Form von Online-Tools, kostenlosen Schulungen und Beratung von Kindergärten und Schulen zeigt, wie die Umstellung auf leckeres, gesundes und ökologisches Essen gelingen kann.
Außerdem Daniel Bischoff von der Bio Hof Würde GbR und Nadia Bremer und Claas Grünhagen vom Biohof Bremer, die sich als junge Landwirt*innen in einer wirtschaftlich eher schwachen Region Niedersachsens zusammengeschlossen und regionale Vermarktungsstrukturen mit großer Vielfalt wieder aufgebaut haben. Weiterhin war das Kartoffelkombinat nominiert, das als Vorzeigemodell zeigt, dass genossenschaftliche Lebensmittelproduktion auch in großem Maßstab gut, ökologisch und fair gelingen kann.
Im Kuratorium sind die Autorin und Moderatorin Dr. Tanja Busse, Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel, die Slow-Food-Engagierte Barbara Assheuer, die Vorsitzende der Freien Bäcker Anke Kähler und Caroline Barth vom Bioland-Betrieb Gut Wilhelmsdorf und ehemals aus der Leitung von Slow Food Youth Deutschland.
Quelle: Slow Food Deutschland e. V.
Bild: Ingo Hilger