(hoga-presse) Im Heimatland des Kohls. Dithmarschen lädt zu vielfältigen Kohlgenüssen ein.
„Aus Kohl kann man eine Menge machen“, sagt Kai Voss vom „Restaurant V“ in Meldorf nicht nur, er verspricht es vielmehr: „Wir denken uns neue Kohlgerichte zusammen im Team aus und haben Lust, Neues zu entdecken.“ Damit haben die Fachleute fürs gehobene Genießen schon in den vergangenen Jahren kulinarisch-köstlich überrascht. Gespannte Erwartung also im Schatten des Meldorfer Doms. Kohl gehört zu Dithmarschen wie kein zweites Gemüse, wie kaum ein zweites Gericht. Und kreative Köche können mehr draus machen als Kohlroulade & Co. Wenngleich dieser Klassiker „…absolute Handwerkskunst ist und unbedingt dazu gehört. Die Kohlroulade gehört zu meinen Lieblingsgerichten in der Kohlzeit – und wenn die nicht auf der Karte steht, werden wir gelyncht.“ Sagt Voss und lacht. In Meldorf wird niemand gelyncht, sondern aufs Feinste verköstigt.
Kai Voss erzählt noch ein wenig und verrät nicht, was das Küchenteam, Küchenchef Tom Köther, Sous-Chef Friedrich Werner und Azubi Leon Pohl, zubereitet. Erhöht die Spannung, die Vorfreude. Vor dreizehn Jahren kam der Restaurantfachmann Voss aus Berlin zurück in seine Heimatstadt Meldorf und eröffnete mit dem „Restaurant V“ – einer Brasserie, einem Restaurant – ein feines Kleinod: „Die Brasserie steht für Kleinigkeiten in lockerer Atmosphäre, das Restaurant für den gehobenen Genuss“, sagt Voss. Heller Holzfußboden, hohe Decken, licht und locker, eine ansprechende und appetitanregende Atmosphäre.
Ein Understatement und mit den klassisch, liebevoll gedeckten und dekorierten Tischen ein klares Bekenntnis zu gehobener Esskultur und mit der Karte eben auch zu Dithmarschen. Modern, ohne die Wurzeln zu verlieren. „Klassiker können auch in neuen Varianten kommen, nur das Rad müssen wir nicht jedes Jahr neu erfinden“, meint Kai Voss, der noch immer nicht verraten hat, was auf den Tisch kommen wird. Man muss das können und nicht vergessen, woher man kommt und wo man isst. „Kohl ist vielfältig“, sagt Voss – und Kohl wird oft in der asiatischen Küche verwendet; „…im vergangenen Jahr haben wir auch Kohl-Sushi serviert.“
Das sind solche neuen Ideen. Und nun, endlich, stehen die Kohl-Varianten 2017 auf dem Tisch: Ein DimSum – das Kohlblatt, knackig blanchiert, gefüllt mit angeschwitztem Kohl und Zwiebeln, mit Tomate und Kümmel, dazu einen Happen gegrillter Kabeljau, Oliven-Tapenade. Der Hauptgang ein Kohl-Kokos-Gemüse mit Schweinefilet, ummantelt von Bärlauch und Schinken. Eine kulinarische Reise mit dem Kohl im Schatten des Meldorfer Doms; stimmig, gelungen, köstlich – das „Restaurant V“ ist nicht nur zu den Kohltagen einen Besuch wert. Eine Überraschung im Herzen Dithmarschens.
In Dithmarschen liegt das größte geschlossene Kohlanbaugebiet Europas – und auf dem Weg zum Hof von Bauer Piening sehen wir: keinen Kohl! Längst müssten sich hier die Köpfe aus dem fetten Marschboden recken, gesetzt wird spätestens im Mai, geerntet schon ab Juni. Raps, Grünland, Getreide bis zum Horizont aber vom Kohl (noch) keine Spur. Auf dem Hof von Niels Piening, einem Familienbetrieb seit 1783, soll die Reise zum Kohl beginnen. Wo, Herr Piening, ist all der Rotkohl, Weißkohl, Grünkohl, der Rosen – und der Blumenkohl?
„In Dithmarschen eigentlich überall – nur nie an derselben Stelle. Wir bauen in Felderwirtschaft an, der Kohl wächst immer woanders“, erklärt Niels Piening auf dem Weg in die Kühlhalle, über den Hof weht der Wind einzelne Kohlblätter, tatsächlich ist Kohl in Dithmarschen beinahe überall. „Pro Jahr ernten wir Kohlbauern gute 80 Millionen Köpfe – das ist für jeden Bundesbürger knapp einer“, sagt Piening und öffnet das Tor. „Hier drinnen lagert bei Temperaturen knapp über den Gefrierpunkt noch ein Teil der Ernte aus dem vergangenen Jahr“, ruft er gegen den Lärm der Schneidemaschinen, „…und seit Mitte Juni verarbeiten wir auch schon die neue Ernte.“ Der Weißkohl wird geschnitten und landet im Feinkostsalat – „kein Grillabend ohne uns!“ sagt der Dithmarscher Bauer, vermutlich nur halb im Scherz.
Kaum eine Gegend in Deutschland eignet sich für den Anbau so gut wie diese. Piening schneidet einen Kopf an, reicht ein Stück; es schmeckt frisch und köstlich, ähnlich jungen Erbsen aus der Schote. Warum eignet sich gerade Dithmarschen so gut für den Anbau von Kohl? „Die wichtigsten Gründe sind Boden und Klima“, erklärt der Landwirt, „der Marschboden hat einen hervorragenden Nährstoffhaushalt – und er hält die Feuchtigkeit; das, zum Beispiel, lässt den Kohl gut und gleichmäßig wachsen. Das ausgewogene Klima mit vorherrschenden kühlenden Winden aus West – es ist nicht zu kalt und kaum zu warm – lässt ganz einfach gesundes Gemüse wachsen.“
Pflanzenschutzmittel müsse er von daher nur wenig einsetzen, die Natur an der Küste sorge fast von selbst für die Gesundheit seiner Pflanzen, auch von daher habe er sich für Kohl entscheiden „…ich möchte einfach gute Nahrungsmittel anbauen!“ Auch wenn hier tonnenweise Kohl umgeschlagen wird – es geschieht Kopf für Kopf und Hand in Hand. „Kohl wird nicht geworfen, dabei kann er viel zu schnell verletzt werden“, meint Niels Piening bevor der Weißkohl zerschnitten wird. Kohl, das sagen viele Leute, die mit ihm zu tun haben, „… muss man behandeln wie ein rohes Ei!“
Zwischen Wesselburen und der Nordsee liegt irgendwo im Nirgendwo der Biohofladen von Wiebke und Jan Schütt. Diese weltverlorene Gegend ist typisches Dithmarschen: Hier ein Bauernhof, dort ein Bauernhof, Straße in die Unendlichkeit, vom ewigen Wind verbogene Bäume, Schafe dazwischen. Bauernland am nahen Meer. Die frische Brise von der Küste streicht über das weite, leere Land; das mag der Kohl – und wer Kohl mag, kann welchen kaufen kommen – je nach Saison liegt alles in den Kisten, was der Dithmarscher Marschboden an Kohl hergibt – in Bio-Qualität. Im Hofladen liegen zudem Mangold, Fenchel und – auch das haben sie hier hochgezogen – Artischocken. Wiebke Schütt zeigt das Gewächshaus hinter dem Laden, hier duftet es aromatisch nach Tomaten und sie reicht welche zum Naschen, die kleinen Früchte schmecken köstlich.
Das Gemüse ist gewiss nur ein Einkauf für die Ferienwohnung oder für Zuhause, „… aber auch Radfahrer können sich gut verpflegen“, sagt Wiebke Schütt – wohl wahr: Brot und Bier, Käse und Wurst und dann geht die Reise weiter durch Dithmarschen, wo jetzt überall der Kohl geerntet wird. Übrigens, Frau Schütt, wie essen Sie den denn am liebsten? „Als Kohlpudding mit ordentlich Hack“, sagt sie. Bodenständig sind die Dithmarscher geblieben und Gutes bleibt.
Traditionelle Gerichte gibt es zum Beispiel in der Ulmenklause in Wesselburen; neben Sauerfleisch und Mehlbeutel gibt es natürlich Kohlgerichte. Und zwar die Klassiker. Wer bei all den Geschichten rund um den Kohl Appetit auf eine Kohlroulade bekommen hat, ist hier richtig. Die Ulmenklause, ein altehrwürdiges Gasthaus, wurde vor zwei Jahren frisch und renoviert wiedereröffnet; freundlich, hell und klar, mit nordischem Ambiente – ebenso wie die Karte modernisiert aber nie die Wurzeln vergessen.
Beim Krautseminar von Hubert Nickels im „KOHLosseum“ in Wesselburen kann man lernen, wie es geht mit dem Kohl. Das große Gebäude aus Backstein war bis 1995 eine Sauerkrautfabrik, bis zur Schließung hat Hubert Nickels dort gearbeitet. Heute ist es eines der wohl außergewöhnlichsten Museen Deutschlands – mit dem Möglichen und Unmöglichen, was man aus Kohl machen kann. Der Bauernmarkt hält von Shampoo bis zum Schnaps alles bereit und die Ausstellung erzählt die Geschichte von Kohl in Dithmarschen.
Man kann Sauerkraut aus Kohl machen, das lernen die Leute in der Krautwerkstatt, und wenn man die Geschichte vom Sauerkraut überspitzt zu Ende denkt, dann könnte man sagen: Australien wurde erst entdeckt, als in Dithmarschen das Sauerkraut erfunden war. Denn: „Kohl hat mindestens so viel Vitamin C wie eine Zitrone“, sagt Hubert Nickels, „erst als Fässer mit Sauerkraut an Bord waren, konnten sich die Seeleute vor dem gefürchteten Skorbut, er entsteht durch Vitaminmangel, schützen und so monate-, jahrelange Fahrten unternehmen. James Cook nahm Sauerkraut auf seinen Entdeckungsfahrten in den Pazifik mit.“ Wenn sich jemand mit Sauerkraut auskennt, dann ist es Hubert Nickels. „Sauerkraut darf man nicht zu Tode kochen“, erklärt er den Gästen, „dann verliert es die Vitalstoffe und Vitamine. Frisch schmeckt es sowieso am besten.“ Und Kohl ist gesund. „Es regt den Stoffwechsel an und entschlackt“, sagt er und zeigt den Leuten, wie das geht mit dem Sauerkraut: grüne Blätter weg und Strunk raus, Kraut hobeln, in den – mit kochendem Wasser gesäuberten! – Steintopf füllen und etwas Salz dazu, quetschen und stampfen bis sich Saft bildet, dann gären lassen mit Steinen obendrauf.
Nickels hat auch etwas erfunden; wenn schon nicht das Sauerkraut selbst, dann doch zumindest einen kleinen Bio-Reaktor für Zuhause. Hubert Nickels ist Krautmeister und Lebensmitteltechniker, sein ganzes Berufsleben hat er mit Kohl und Sauerkraut verbracht „…und monatelang habe ich hier mit herumgetüftelt!“ 1998 war das Produkt fertig und ein bisschen stolz ist er noch immer. Es ist ein Glas mit einem Deckel drauf und Sauerkraut darin. „Das Besondere ist der Verschluss, den ich entwickelt habe “, erklärt Nickels, „an der Unterseite befindet sich eine Art Gummischaum – so kann das bei der Gärung entstehende Gas entweichen, jedoch keine Luft eindringen und das Sauerkraut verderben. Meine Idee war, dass das Kraut sich im Glas selbst konserviert und lange frisch und haltbar bleibt.“ Pro Jahr verlassen rund 100.000 Gläser Wesselburen „Ich hatte schon Hilferufe – die Leute wollten neues Sauerkraut, und es durfte nur unser gutes aus Dithmarschen sein“.
Weitere Informationen:
Vom 19. bis 24. September 2017 werden in Dithmarschen die 31. Dithmarscher Kohltage gefeiert. Sechs Tage lang dreht sich dann in Deutschlands größtem Kohlanbaugebiet, wo jährlich 80 Millionen Kohlköpfe geerntet werden, alles um die leckeren Vitaminbomben. Was für köstliche Kreationen und raffinierte Kombinationen die einheimischen Köche aus dem lange unterschätzten Gemüse zubereiten, können die Besucher auf den Dithmarscher Kohltagen probieren. www.dithmarscher-kohltage.de
Pressekontakt:
Dithmarschen Tourismus e.V. Leitung Marketing
Vertrieb Helene Kiehl Markt 10, 25746 Heide
Telefon 0481 – 21 22 55 3 Fax 0481 – 21 22 55 0
E-Mail: kiehl@echt-dithmarschen.de
www.echt-dithmarschen.de
Quelle: Pressemitteilung Nordseetourismus vom 09.08.2017.
Bildquelle: Dithmarschen Tourismus e.V. – Merle Fromberg