Gasometer Oberhausen – Europas höchste Ausstellungshalle
Der Gasometer ist mehr als ein Industriedenkmal. Seit seiner Stilllegung vor rund zwanzig Jahren hat er sich zum Wahrzeichen der Stadt Oberhausen entwickelt und darüber hinaus zum unübersehbaren Erkennungszeichen einer ganzen Region. Ende der 1920er Jahre erbaut, erinnert Europas größter Scheibengasbehälter eindrucksvoll an die Schwerindustrie, die mehr als ein Jahrhundert lang das Ruhrgebiet geprägt hat.
Wer den Gasometer betritt, erhält aber nicht nur einen Eindruck von großer Ingenieurskunst. Die Anerkennung der technischen Leistungen der Industrialisierung mischt sich mit der Faszination für das unvergleichliche Raumerlebnis dieser gigantischen „Kathedrale der Industrie“. Der Gasometer liefert heute einen einzigartigen Rahmen für kulturelle Erlebnisse vielfältiger Art. Ausstellungen, Theater oder Musik sind hier mit allen Sinnen neu zu entdecken und zu erleben. Als Veranstaltungsort hat er Künstler von internationaler Bedeutung inspiriert.
Als Denkmal von besonderem Rang ist der Gasometer Oberhausen gleichzeitig einer der Ankerpunkte der „Route der Industriekultur“. Entlang dieser vom Regionalverband Ruhrgebiet gestalteten touristischen Themenstraße sind die wichtigsten und attraktivsten Industriedenkmäler des Ruhrgebiets miteinander verbunden. Seit 2006 ist der Gasometer darüber hinaus ein Ankerpunkt der „Europäischen Route der Industriekultur“ (ERIH). ERIH ist das touristische Informationsnetzwerk zum industriellen Erbe in Europa, das auf seiner Webseite über 1.300 Standorte in 45 europäischen Ländern vorstellt. Die virtuelle ERIH- Hauptroute bilden 90 Ankerpunkte, Standorte mit besonderer historischer Bedeutung und herausragender touristischer Attraktivität und Qualität: die Meilensteine europäischer Industriekultur.
Geschichte Gasometer Oberhausen
In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte die Industrie das Gebiet der heutigen Stadt Oberhausen fest im Griff: Fördertürme, Kokereien und Eisenhütten prägten hier wie in anderen Teilen des Ruhrgebiets das Bild. Doch deren Vernetzung funktionierte noch nicht in allen Bereichen optimal. Zwar wurde das Gichtgas, das in den Eisenhütten der Gutehoffnungshütte (GHH) erzeugt wurde, bereits genutzt, um die Kokerei in Osterfeld zu befeuern. Doch sobald die Eisenverarbeitung stockte, musste bei der Kokserzeugung Kohle oder Öl verbrannt werden. Umgekehrt fackelte die Hütte ihr Gas ungenutzt ab, sobald der Kokereibetrieb nicht reibungslos lief. Der Gasometer sollte die so entstehenden Verluste beheben, indem er Gas speicherte und nach Bedarf wieder abgab.
Im Februar 1927 wurde mit seinem Bau begonnen, und nach knapp zwei Jahre stand am Rhein-Herne-Kanal der mit 117,5 m Höhe und einem Durchmesser von 67,6 m größte Gasbehälter Europas. 1,74 Millionen Reichsmark kostete sein Bau – Geld, das gut angelegt war, denn der Betrieb rechnete sich schon nach dem ersten Jahr. Zunächst wurde er mit dem energetisch armen Gichtgas gefüllt, das als Abfallprodukt in den Hochöfen anfiel. Später nahm er das hochwertigere Koksgas der Kokerei Osterfeld auf und versorgte damit hauptsächlich die umliegenden Industrieanlagen bis hin zur Ruhrchemie in Holten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Oberhausener Gasbehälter mehrere Male von Bomben getroffen, musste aber erst kurz vor Kriegsende im Januar 1945 stillgelegt werden. Nach dem Krieg geriet er 1946 bei Reparaturarbeiten in Brand und wurde daraufhin bis auf das Fundament abgetragen. Beim Wiederaufbau, der bis 1949 dauerte, konnten verschiedene Konstruktionselemente, unter anderem das Dach, weiterverwendet werden. Nachdem der Koksbedarf stagnierte, wurde die Kokerei in Oberhausen geschlossen. Und deren Gas ersetzte man zunehmend durch Erdgas, das über Pipelines angeliefert wurde. Der Gasometer wurde überflüssig, seine Stilllegung erfolgte 1988.
Wandel Gasometer Oberhausen zum einzigartiger Ausstellungsraum
Unter der ehemaligen Gasdruckscheibe: ein einzigartiger Ausstellungsraum. Nach seiner Stilllegung im Jahr 1988 war die Zukunft des Gasometers offen, und wie vielen Hinterlassenschaften der Industrie drohte auch ihm zunächst der Abriss. Die Oberhausener Bürgerschaft, der Stadtrat, die Landesregierung und die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park diskutierten intensiv, welche Verwendung es für einen ausgedienten Gasspeicher geben könnte. Auf Vorschlag der IBA Emscher Park wurde der Gasometer schließlich zu jener außergewöhnlichen Ausstellungshalle umgebaut, die heute das Wahrzeichen der Stadt Oberhausen ist.
Der Umbau erfolgte in den Jahren 1993/94 durch die Deutsche Babcock AG. Dabei wurde die einstige Gasdruckscheibe in 4,20 Meter Höhe fixiert. Darunter eröffnet sich den Besuchern heute ein kreisrunder, mehr als 3000 Quadratmeter großer Raum. Auf die Gasdruckscheibe führen zwei Stahltreppen, in deren Mitte eine erhöhte Bühne mit 20 Metern Durchmesser installiert wurde. Teile der Trägerkonstruktion wurden zu einer Tribüne mit 500 Sitzplätzen umgestaltet. Insgesamt verfügt der Gasometer damit über eine für Veranstaltungen nutzbare Fläche von über 7.000 Quadratmetern.
Innen ermöglicht ein gläserner Panoramaaufzug die Fahrt bis unter das Dach des Gasometers. Ein zweiter Aufzug führt außen auf das Dach, das auch über 592 Stufen zu Fuß zu erreichen ist. Von dort oben bietet sich ein einzigartiger Rundblick über das gesamte westliche Ruhrgebiet, der bei klarem Wetter bis zu 35 Kilometer weit reicht – von den Stahlwerken am Rhein bis zur Arena auf Schalke. Weit mehr als fünf Millionen Besucher haben das Panorama vom „Dach des Reviers“ und die wechselnden Ausstellungen bisher auf sich wirken lassen. Der Gasometer Oberhausen steht damit auch stellvertretend für den lebendigen Wandel der Region.
Öffnungszeiten Gasometer Oberhausen
Der Gasometer öffnet dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr.
Kassenschluss ist jeweils um 17:30 Uhr
In den NRW-Ferien ist der Gasometer Oberhausen täglich, also auch montags, geöffnet.
Anfahrt Gasometer Oberhausen
Mit dem Auto
A42 Ausfahrt Oberhausen-Zentrum, in Richtung Zentrum fahren. Der Gasometer Oberhausen ist ausgeschildert.
Mit Bus und Bahn
Von Oberhausen Hbf mit jedem Bus oder jeder Bahn ab Terminal 1 bis zur Haltestelle „Neue Mitte“. Von dort aus ist es nur ein kurzer Fußweg zum Gasometer. Über folgenden Link finden Sie Ihre individuelle Reiseverbindung nach Oberhausen mit dem VRR: www.vrr.de
Der Gasometer Oberhausen verfügt über einen behindertengerechten Zugang. Behindertenparkplätze befinden sich direkt vor dem Eingang. Zwei Rollstühle können an der Garderobe ausgeliehen werden.
Anschrift Gasometer Oberhausen
Arenastraße 11
46047 Oberhausen
Tel. 0208.850 37 30
Fax. 0208.850 37 33
info@gasometer.de
Quelle: www.gasometer.de
Bildquelle: hoga-presse-Redaktion