Einführung des Bio-Siegels vor 20 Jahren
Erklärung Renate Künast, Sprecherin für Ernährungspolitik, und Harald Ebner, Obmann im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft
(hoga-presse) Vor 20 Jahren wurde das deutsche Bio-Siegel eingeführt. Das war der Beginn einer Erfolgsgeschichte: Inzwischen tragen fast 90.000 Produkte das bekannte Gütezeichen. Der Umsatz an Bio-Produkten hat sich seit dem Jahr 2000 versechsfacht und die Öko-Anbaufläche macht inzwischen zehn Prozent aus.
Das Beispiel des Bio-Siegels zeigt, es brauchte den klaren politischen Willen und ein wirksames Förderkonzept, um den Ökolandbau aus der Nische zu holen und den bäuerlichen Betrieben eine gute Perspektive aufzubauen. Daran mangelt es jedoch bei der heutigen Bundesregierung. Um das Ziel zu erreichen, den Anteil der Öko-Anbaufläche auf 20 Prozent bis 2030 zu verdoppeln, muss geklotzt statt weiter gekleckert werden.
Bio ist bislang das ungeliebte Stiefkind von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Ihre sogenannte „Zukunftsstrategie Ökologischer Landbau“ ist nicht mit den nötigen Haushaltsmitteln unterlegt – magere fünf Millionen Euro mehr Haushaltsmittel im Wahljahr können die Nullrunden der Vorjahre nicht kompensieren. Es fehlt besonders an Fördermitteln für Öko-Züchtung, nicht-chemische Pflanzenschutzlösungen und den Aufbau regionaler Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen für Biorohstoffe.
Auch die Einbeziehung der Bio-Außer-Haus-Verpflegung in die Kontrollstrukturen ist Voraussetzung, um Bio in Kantinen und Restaurants zu stärken. Solange solche Rahmenbedingungen nicht stimmen, fehlt den Betrieben Planungssicherheit für die Öko-Umstellung. Die Bundesregierung ist hier in der Pflicht, endlich die Voraussetzungen für eine optimale Teilhabe der heimischen Landwirtschaft am Bio-Boom zu schaffen, damit nicht länger erhebliche Bio-Mengen etwa bei Getreide, Milch und Schweinefleisch importiert werden müssen.
Ökolandbau schafft verlässliche Bedingungen für den Betrieb und zeigt Lösungswege zur Bewältigung der Klimakrise und gegen den Verlust an Artenvielfalt auf. Boden, Wasser und Luft werden durch diese Wirtschaftsweise nicht belastet. Zudem verzichtet diese Art des Wirtschaftens auf chemisch-synthetische Mittel und Gentechnik. Das ist das Leitbild zukünftiger Landwirtschaft.
Was anfangs belächelt wurde, erweist sich inzwischen als klug. Wir bedanken uns vor allem bei all den Pionieren, die schon lange vorher diesen Weg beschritten. Aber dabei dürfen wir nicht stehen bleiben, es braucht eine systematische Ausrichtung auf diese Anbauweise.
Quelle: Bündnis 90/Die Grünen
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