Themenwoche „Unerhört: : Die ganze Welt aus den Fugen. Museum im Dialog“
Museen in Sachsen-Anhalt laden zu Workshops und Gesprächsrunden rund um Globalisierungsaspekte ein
(hoga-presse) Fachleute eröffnen einen Gedankenaustausch über weltweite Vernetzungen der Menschen in Vergangenheit und Gegenwart. Mit frischem Blick auf die Sammlungen sprechen Fachleute über Museumsdinge und entdecken dabei zusammen mit ihren Referenten neue, unbekannte und oft unerwartete Sichtweisen auf Gegenstände in Ausstellungsräumen und im Depot.
Jedes teilnehmende Haus möchte das Thema Globalisierung zeitgemäß vermitteln und einen Perspektivwechsel ermöglichen. Sie finden dabei ganz eigene Ansätze. So können sich Besucher und Experten im offenen Gespräch begegnen. Auch aktuelle Themen wie zum Beispiel der Umgang mit Objekten aus sogenannten kolonialen Kontexten werden aufgegriffen.
Die Themenwoche „Unerhört: Die ganze Welt aus den Fugen. Museum im Dialog“ im Weltenbummel-Projekt des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt e. V. gestalten die Museen:
• Aschersleben. Städtisches Museum Aschersleben,
• Weißenfels. Museum Schloss Neu Augustusburg,
• Magdeburg. Kulturhistorisches Museum Magdeburg,
• Stendal. Altmärkisches Museum und
• Blankenburg/ Harz. Museum Kloster Michaelstein.
Die Themenwoche steht unter der Schirmherrschaft des Staatssekretärs für Kultur, Dr. Gunnar Schellenberger. Sie wurde in Zusammenarbeit von Museumsverband Sachsensen-Anhalt e. V. und OIKOS EINE WELT e. V. konzipiert und umgesetzt und wird unterstützt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem Land Sachsen-Anhalt und der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt.
Das Programm der Themenwoche
Montag, 12. Oktober 2020
Ort: Aschersleben. Städtisches Museum Aschersleben
Thema: Provenienzforschung – Ein erster Schritt auf dem Weg des modernen Umgangs mit Sammlungen in deutschen Mu seen aus kolonialen Kontexten
Gäste: Dr. Annette Müller-Spreitz, Vertreter/innen des Stephaneum
Beginn: 15.00 Uhr
In vielen Museen sind Ausstellungsstücke vorhanden, die aus Kolonien stammen – dabei auch solche aus den Kolonien des Deutschen Kaiserreiches. Darunter befindet sich Raubgut; oft sind es aber auch Mitbringsel aus privaten Sammlungen Reisender und von Kolonial-Beamten.
Viele Jahrzehnte wurden ihre Herkunft und der korrekte Umgang mit ihnen in den Museen nicht thematisiert. Mittlerweile gibt es eine breite Bewegung im In- und Ausland, die diesen blinden Fleck der Museumslandschaft zu erhellen beginnt. Ein wichtiger Schritt ist die Klärung der Provenienz (Herkunft) solcher Objekte, deren korrekte Erklärung und die Aufdeckung der tatsächlichen Eigentumsverhältnisse.
Wie dies erfolgt und warum die Klärung der Provenienz oft in der berechtigten Forderung nach der Rückgabe von Exponaten an ihre Herkunftsgesellschaften mündet, erklärt die Expertin Dr. Annette Müller-Spreitz. Kurz wird auch ein Projekt des Gymnasiums Stephaneum vorgestellt, mit dem Schüler/innen das Städtische Museum Aschersleben bei der digitalen Erfassung seiner Sammlungsbestände aus Kolonialzeiten unterstützen.
Dienstag, 13. Oktober 2020
Ort: Weißenfels. Museum Schloss Neu Augustusburg
Thema: Der blinde Fleck: Warum ich was sehe…
Beginn: 14.00 Uhr
Gast: Joao Albertini (Brasilien)
Der brasilianische Theaterpädagoge begleitet die Teilnehmenden durch die Sammlungen des Museums. Dabei wird dem nachgegangen, wie die menschliche Persönlichkeit die Wahrnehmung der Welt bestimmt. Deutlich wird: Eine unterschiedliche Sicht der Welt ist an sich nicht falsch. Sie macht ein Teil des Mensch-Sein aus. Menschlich sein bedeutet aber auch, trotz der Vielfalt des individuellen Erlebens das Gemeinsame zu erkennen und nicht nur als Individualisten zu denken und zu handeln.
Dienstag, 13. Oktober 2020
Ort: Magdeburg. Kulturhistorisches Museum Magdeburg
Thema: Koloniale Spuren Magdeburg. Ein kleiner Stadtrundgang
Beginn: 14.30 Uhr
Gast: Konstantin Müller
Die Kolonialzeit des Deutschen Kaiserreiches war zwar nur von kurzer Dauer. Dennoch hat sie viele Städte und Gemeinden Deutschlands geprägt. Typisch waren beispielsweise Kolonialwarenläden. Erst heute beginnen Städte wie Magdeburg diese Spuren der Geschichte systematisch zu erkunden. Die Seniorenakademie des Kulturhistorischen Museums Magdeburg stellt erste Ergebnisse vor und lädt zu einem kleinen Spaziergang ein, bei dem erste Orte vorgestellt werden, wo koloniale Spuren im Stadtbild zu finden sind. Die sachkundige Führung beginnt und endet am Museum.
Sie erklärt die Orte und zeigt u.a. mit alten Fotografien, wie diese einmal aussahen und die Kolonien ins öffentliche Bewusstsein rückten. Während des Rundgangs und anschließend im Museum wird dem nachgegangen, warum heute viele Menschen auf eine Beschäftigung mit der Kolonialzeit drängen und was das u.a. auch für den Alltag bedeutet. Raum ist zudem für die Sammlung von Wissen der Teilnehmenden zum Thema inkl. Einordnung von ihnen möglicherweise mitgebrachte “Spuren” wie alte Fotografien, Grafiken und Gegenstände mit Bezug zu “koloniale Spuren in Magdeburg”.
Dienstag, 13. Oktober 2020
Ort: Stendal. Altmärkisches Museum
Thema: Von Pfeffersäcken, Gewürzen und Omas Geheimzutaten
Beginn: 15.00 Uhr
Gast: Yuliana Irawai Gubernath (Indonesien)
Die bald beginnende Weihnachtszeit ist ein Moment bei der wieder beim Backen und Kochen „Omas geheime Zutaten“ zum Einsatz kommen. Viele dieser Kuchen, Gebäck. Braten und Suppen veredelnden Gewürze, Kräuter und Essenzen haben die Aura des Exotischen, da sie tatsächlich vor Jahrhunderten aus der asiatischen Welt in die europäische Küche gelangten.
Mit ihnen ist die globale Welt in nahezu jedem Haushalt heute präsent. Die unterhaltsame Veranstaltung nimmt mit Informationen, Kostproben und Erfahrungsaustausch auf eine Entdeckungsreise zum südostasiatischen Ursprung von Gewürzen wie Kurkuma, Muskat, Nelken, Sternanis und Zimt, ihren Weg in die Küchen Europas und ihrer ursprünglichen Anwendung in Ländern Asiens wie Indonesien mit. Die aus Indonesien stammende und seit vielen Jahren in Deutschland lebende Expertin Yuliana Irawati Gubernath gibt facettenreiche Einblicke in diese Gewürzwelt, beantwortet Fragen des Publikums zum korrekten Einsatz dieser Zutaten und lädt es zum Austausch über ihre Erfahrungen mit Kurkuma, Nelken & Co ein.
Mittwoch, 14. Oktober 2020
Ort: Blankenburg/ Harz. Museum Kloster Michaelstein
Thema: Wenn Pflanzen wandern – Ein Blick in Geschichte und Gegenwart
Gast: Theda von Graeve
Beginn: 17.00 Uhr
Migration ist ein großes Thema der Gegenwart. Dabei wird sie im Alltag oft nur auf Menschen reduziert. Vergessen wird, dass auch Flora und Fauna wandern und einwandern. Ihre Migration ist ein wichtiger Teil der Globalisierung. Ein Blick in den Klostergarten zeigt wie dies bereits vor hunderten Jahren geschah. Und welchen Nutzen die Menschen davon hatten. Ein Sprung in die Gegenwart schärft anschließend das Erkennen der Vielfalt, wie die ganze Welt heute unseren Tisch deckt. Die Spurensuche nimmt auf die Reise der Kartoffel und anderer floraler Einwanderer in unsere Region mit.
Quelle und Bildquelle: Museumsverband Sachsen-Anhalt